Stimmung in der Personalberatungsbranche bleibt verhalten - neuer Dynamikindex gibt Aufschluss über aktuelle Aktivitäten

Bonn, 29.09.2025 – Nach einem Hoch im zweiten Quartal 2025 ist die Stimmung in der Personalberatungsbranche im dritten Quartal etwas eingetrübt. Das zeigt der Geschäftsklimaindex, den der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen BDU e.V. vier Mal jährlich unter Personalberatungsfirmen in Deutschland erhebt. Im Q3 liegt er bei 83,9 Punkten, während es im Q2 noch 85,8 Punkte waren. Anfang des Jahres war der Wert mit 77,2 Punkten allerdings noch deutlich niedriger. Wichtigster Grund für die aktuelle Eintrübung ist die unverändert schwierige Auftragslage in den Personalberatungsfirmen, die primär und direkt mit der weiterhin herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Stimmung in Deutschland zu tun hat.
Die eher gedämpfte Stimmungslage spiegelt auch der neue Geschäftsdynamikindex (GDI) wider, den der BDU seit dem zweiten Quartal 2025 erhebt. Er bündelt Informationen zur Geschäftslage, Geschäftserwartungen und Mandatslage. „Der GKI zeigt Stimmungen und Erwartungen in der Executive-Search-Branche. Mit dem Geschäftsdynamikindex gehen wir einen Schritt weiter und zeigen, wie aktiv die Unternehmen tatsächlich sind. Welche Projekte sind in der Vorbereitung? Wie viel wird aktuell abgearbeitet? Damit reichern wir unsere Zahlen noch einmal an und sorgen so für mehr Markttransparenz“, erklärt Arne Adrian, Vorsitzender des Vorstands im BDU-Fachverband Personalberatung. Im Q3 liegt der GDI mit 96,9 Punkten unter dem Referenzwert von Q2 (100 Punkte) und deutet – ähnlich wie der GKI – auf eine eher verhaltene Auftragslage bzw. operative Umsetzung von Projekten hin.
Mittelgroße Personalberatungen am optimistischsten
Am stärksten zurück geht der GKI bei den Top-25-Personalberatungen (-9,8 Punkte), er liegt mit 88,5 Punkten aber immer noch vergleichsweise hoch. Im Vergleich optimistischer sind die mittelgroßen Unternehmen (92,4 Punkte). Bei den Beratungsboutiquen setzt sich der Negativtrend der vergangenen Monate fort. Der aktuelle Indexwert liegt mit 76,3 rund 7 Punkte unter dem Vorquartal. „Große Personalberatungen haben in der Regel eine breite Branchenabdeckung und starke Markenwirkung. Daher fallen Eintrübungen bei ihnen nicht so stark ins Gewicht wie bei den Boutiquen. Mittelgroße Häuser zeigen insgesamt die stabilste Entwicklung. Ein Grund dafür sind sicherlich langjährige und damit auch verlässliche Kundenbeziehungen“, so Arne Adrian.
Niedriges Auftragsvolumen, weniger neue Suchmandate
Ein Blick auf den aktuellen Auftragsbestand zeigt: Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) beurteilt ihn als niedrig. Darunter sind mehrheitlich kleinere Unternehmen. Zum Vergleich: Bei den Top-25-Personalberatungen geben nur 25 Prozent an, keine vollen Auftragsbücher zu haben.
Bei der Zahl der neuen Suchmandate in den vergangenen drei Monaten ergibt sich ein ähnliches Bild. 51 Prozent der Unternehmen geben an, weniger Mandate akquiriert zu haben. Mehrheitlich sind das wiederum die Beratungsboutiquen, während die Top-25 Akquise erfolgreicher betrieben haben.
Realistischer Blick in die Zukunft
Eine Verbesserung ihrer Geschäftslage erwartet der Großteil der befragten Personalberatungsunternehmen für die kommenden sechs Monate nicht. 49 Prozent geben an, dass sie gleichbleibt, 26 Prozent gehen sogar von einer ungünstigeren Entwicklung aus. Auch hier sind die Beratungsboutiquen und die kleineren Unternehmen mit 33 bzw. 23 Prozent am pessimistischsten, während mittelgroße Personalberatungen optimistischer auf zukünftige Entwicklungen blicken. Dazu Arne Adrian: „In den kommenden Wochen ist es für die Branche wichtig, Entscheidungswege bei den Kunden aktiv zu managen – insbesondere dort, wo die Abschlusswahrscheinlichkeit am höchsten ist. Gleichzeitig ist es sinnvoll, die Nähe zu relevanten Kandidatinnen und Kandidaten zu behalten, um nach Projektfreigabe zügig tätig werden zu können.“
Hintergrund BDU-Geschäftsklimabefragung Personalberatung
An der aktuellen BDU-Geschäftsklimabefragung haben sich rund 200 Personalberaterinnen und Personalberater aus Retained-Executive-Search-Unternehmen beteiligt. Davon stammen 9 Prozent aus den Top-25, 40 Prozent aus mittelgroßen Unternehmen und 41 Prozent aus kleineren Personalberatungen und Boutiquen.
Der BDU-Geschäftsklimaindex (GKI) misst seit 2015 die Stimmung in der Executive-Search-Branche. Er fasst die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate zu einem Gesamtwert zusammen (Basisjahr 2015 = 100).
Seit dem zweiten Quartal 2025 ergänzt der Geschäftsdynamikindex (GDI) dieses Bild. Er verbindet Lage, Erwartungen und Mandatslage und zeigt damit, wie viel tatsächliche Aktivität im Markt spürbar ist. Zum Vergleich wird regelmäßig auch der ifo-Geschäftsklimaindex herangezogen, einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Entwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft.