HR-Management

Ehrlicher Umgang miteinander – leichter gesagt als getan! Wie viel Lüge ist erlaubt?

Wenn man Sie befragen würde – sind Sie ein „ehrlicher“ Mensch? Würden Sie wahrscheinlich spontan sagen: Aber ja, natürlich. Aber mal ehrlich – wann haben Sie das letzte Mal ein wenig geschummelt oder auch die ein oder andere Notlüge angebracht?

Sich mit Ehrlichkeit zu beschäftigen heißt gleichzeitig sich mit Lügen auseinanderzusetzen. Aber warum lügen wir – wenn wir zu uns wirklich ehrlich sind, praktizieren wir es alle – mal mehr, mal weniger.
Forscher beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Lügen. Wir können Ihnen dazu das Buch und die Habilitation von Jeannette Schmid sehr ans Herz legen – sie schreibt über Lügen im Alltag und forscht schon seit vielen Jahren darüber.

 

Was eine Lüge ist, hängt immer von der Sichtweise der Beteiligten ab - sie definiert die Lüge wie folgt: Lügen ist die Kommunikation einer subjektiven Unwahrheit mit dem Ziel, im Gegenüber einen falschen Eindruck zu erwecken oder aufrecht zu erhalten. Umgangssprachlich ausgedrückt: Wann immer jemand einem anderen etwas glaubhaft machen will, was er selbst für falsch hält, lügt er. (Schmid, J.). Dies kann bedeuten, dass ich meinem Kind sage, wie schön es malt, auch wenn man die Blume, die gezeichnet wurde, kaum erkennen kann oder dass man den Arzt anlügt und versucht ihm glaubhaft zu versichern, dass man trotz schlechter Leberwerte in den letzten Wochen auf Alkohol komplett verzichtet hat.

 

Aber auch neuere Studien und Artikel beschäftigen sich intensiv mit diesem Thema. Bei Spiegel Online geht man sogar so weit, ein Loblied auf die Lüge zu singen (Hauschild, J.) Lügen ist in einem sozialen Gefüge wichtig – von einigen Forschern wird es sogar als Klebstoff oder Schmieröl des sozialen Miteinanders beschrieben (Barrio et al). Allerdings unterscheidet man hier sehr stark zwischen einer geplanten und offensiven Lüge, die nur dem eigenen Wohl dient, und einer Notlüge, die hilft dem anderen das Leben ein wenig leichter zu machen. So werden auch einmal Fotos als gut bewertet, auch wenn man sie eigentlich nicht so schön findet, einfach um dem Gegenüber etwas Gutes zu tun.


Beschäftige ich mich mit interkulturellem Zusammenarbeiten, wird dieser Aspekt noch interessanter. Gibt man Trainings über interkulturelle Zusammenarbeit, ist ein großer Themenbereich, in der Zusammenarbeit mit anderen Völkern, bei den Deutschen: die Direktheit. In anderen Kulturen ist der soziale Zusammenhalt meist weitaus stärker als in Deutschland und Unangenehmes oder auch Kritik wird häufig nur durch die Blume übermittelt – wenn überhaupt. Da stehen die Deutschen in dem Ruf grob und unangenehm aufzutreten. Das Lügen ist hier weniger ein Thema, nicht die Wahrheit sagen zu wollen, sondern dem anderen nicht weh zu tun und ihn das Gesicht vor der Gemeinschaft wahren zu lassen (Hauschild, J.).



Weiterlesen