HR-Management

Kennen wir unsere Sprachmuster? Wie gut kennen wir die Wirkung unserer Sprache auf Andere?

Wann war Ihr letztes Seminar zur Kommunikation? Wann haben Sie sich das letzte Mal richtig mit Ihrer eigenen Sprache/Kommunikation beschäftigt und auseinandergesetzt?

Wenn wir Inhouse-Seminare im Rahmen von Projekten im Bereich Führung oder Führungskräfteentwicklung geben, stellen wir häufig fest, dass viele der Teilnehmer schon die Grundlagen der Theorien und Forschungen im Bereich der Kommunikation kennen. Viele sagen, „oh ja, das kenne ich, das habe ich schon einmal in einem Seminar kennengelernt.“ Aber häufig wird dann parallel  festgestellt,  dass  die  praktische  Umsetzung  des  Gelernten  nicht  so  einfach  erscheint. Entweder fehlt nach dem Seminar die Zeit, die Eindrücke des Erlernten in der praktischen Arbeit umzusetzen oder der aktive Umgang damit schläft einfach wieder ein.

Fühlen Sie sich hier angesprochen? Dies zeigt dann Ihre Ehrlichkeit mit sich selbst. Häufig gehen diese Botschaften und Lehren im Alltagsgeschäft unter. Wichtig ist es aber sie wieder zu revitalisieren und sie wieder zu üben. Wenn wir an unserer Kommunikation arbeiten wollen, ist dies ein langer Lernprozess, denn vieles, was wir einmal in unserer Sprachmustern als normal angenommen haben, bleibt sehr lange erhalten und eine Umgewöhnung fällt uns schwer.

Dabei sind viele der Theorien bewusst einfach gehalten, um den Zugang und die Anwendung zu erleichtern. Ein klassisches Beispiel ist hier das Sender-Empfänger-Modell von Schulz von Thun. Es hilft sehr gut sich Gespräche und auch deren Verlauf (sowohl der positive als auch der negative) vor Augen zu führen. Nehmen Sie sich einmal die Woche die Zeit ein Gespräch konzentriert zu planen und auch „kommunikationsorientiert“ zu überdenken. Sie werden den Lerneffekt spüren!

Aber Kommunikation verrät viel mehr über uns. Der amerikanische Psychologe Pennebaker hat dazu gerade ein sehr interessantes Buch veröffentlicht (The secret life of pronouns – what our words say about us). Er hat nicht nur wörtliche Kommunikation erforscht, sondern auch unsere Art der Kommunikation in Briefen, Emails, beim Twittern, etc. Interessant waren seine Ergebnisse im Bereich der Pronomen – es zeigte sich, dass Menschen, die unsicher  sind  oder  eher  depressiv  häufig  „selbstbezogener“  kommunizieren.  Also  häufiger  das Pronomen „ich“ verwenden. Die Verwendung kann auch Auskunft darüber geben, wie ich zu einer sozialen Gruppe stehe. Spreche ich in „Sie“-Form („das Team, die Teammitglieder“) oder spreche ich von „Wir“ („unser Team“). Dies zeigt sehr gut, ob man sich in einem Team integriert oder sich eher als ein Einzelkämpfer fühlt. Diese Aspekte können gerade im Bereich der Führung, aber auch in Bewerbungssituationen sehr interessant sein und gestaltend eingesetzt werden.

Auch die Geschlechter zeigen ein eigenes Sprachmuster. Deborah Tannen hat schon vor einigen Jahren mit ihrem Buch „Job-Talk“ für eine intensive Diskussion über direkte und indirekte Kommunikationsmuster bei Frauen und Männern gesorgt, Geschlechtsunterschiede zeigen sich auch in dieser Studie. Frauen sprechen häufiger über Menschen und Beziehungen, pflegen diese Beziehungen auch, daher findet man bei ihnen häufig  Pronomen, wie „er“, „sie“, „es“, aber auch „ich“,
„mein“. Männer verwenden häufiger Artikel, wie „das“, „ein“, „der“ etc., d.h. es geht hier um konkrete Dinge, wie Gegenstände, Objekte. Dies würde auch die Ergebnisse über die männlich, direkte Kommunikation unterstützen. Konkrete Hinweise, ein eher logischer Blick auf Situationen, Verhaltensmuster wären auch hier zu finden.

Auch werden Frauen eher die Pflege von Beziehungen und von sozialen Kontakten nachgesagt. Dies würde diese Erkenntnisse des weiblichen-männlichen Sprachmusters noch unterstützen. Sind Sie nun neugierig über Ihr eigenes Sprachverhalten geworden? Dann  sollten Sie sich einmal testen. Sie können  auf  der  englischsprachigen  Webseite  http://www.secretlifeofpronouns.com/exercises.php einige Übungen zu Ihrem Sprachverhalten absolvieren. Hier können Sie interessante Analysen Ihres Kommunikationsstil durchführen, angefangen von projektiven Testverfahren, der Häufigkeit mit der Sie bestimmte Pronomen in mündlicher, aber auch in schriftlicher Form nutzen. Allerdings sollten die Tests auch in englischer Sprache beantwortet werden.

Sowohl die Trainings als auch die neue Forschung zeigen in meinen Augen einen wichtigen Aspekt, wir müssen immer wieder unsere eigenen Kommunikationsmuster überdenken. Denn häufig sind wir uns nicht bewusst welche Botschaften wir (gewollt/ungewollt) senden. Manche Dinge kann man in Trainings erfahren – aber dieses gewonnene Wissen muss umgesetzt und gepflegt werden, sonst verpufft es sehr schnell.