Gründung und Nachfolge

Druckerei verkaufen: Wie geht das?

Soll ich meine Druckerei verkaufen? Wie könnte eine innerfamiliäre Nachfolge in der Druckbranche gelingen? Diese Fragen stellen sich aktuell viele mittelständische Drucker. Parallel zur Konsolidierung der Branche steht bereits jeder zweite Drucker vor der Nachfolgefrage. Denn bereits heute ist jeder zweite Firmenchef älter als 55 Jahre. Ändert sich nichts werden in nur 5 Jahren über 70% aller Druckereichefs in Betrieben mit einem Umsatz zwischen 500.000 und 25 Millionen Euro älter als 55 Jahre sein. Viele der mehr als 3.700 betroffenen und meist in Familienhand befindlichen Betriebe stehen spätestens dann vor einem Generationswechsel. Worauf sollten Sie bei der Vorbereitung der Übergabe Ihrer Druckerei achten?

Die 3Ws: Was soll wann an wen übergeben werden?

Ab Mitte 50 sollten Familienunternehmer über ihre Unternehmensnachfolge nachdenken. Denn es gilt: Mit steigendem Alter des Firmenchefs steigt die Wahrscheinlichkeit einer unorganisierten Notfallnachfolge aufgrund von Krankheit oder Tod.

Folglich hat sich ein Zeitplan, welche Vermögenswerte wann an wen übergeben werden sollen hat sich in der Praxis als sehr hilfreich erwiesen. Für Unternehmer (und ihre Familien) sind individuelle  Stabwechsel-Workshops zur Vorbereitung sehr geeignet. Hierbei entwickeln Unternehmerfamilien im Rahmen eines strukturierten Prozesses eine individuelle, an den persönlichen Bedürfnissen und Zielen aller Beteiligten ausgerichtete Nachfolgestrategie.

Am Ende des Tages steht zumeist eine der nachfolgenden Nachfolgevarianten.   

 

Welches Nachfolgemodell passt zu mir?

Familieninterne Übergabe meiner Druckerei

Viele mittelständische Drucker haben den Wunsch, dass eins der Kinder die Firma weiterführt. Ist in der Familie ein geeigneter und bereiter Nachfolger vorhanden, sollte dieser rechtzeitig in das Unternehmen eingeführt werden.

Parallel dazu Sie gemeinsammit Ihrer Familie ein Nachfolgemodell entwickeln. Denn es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten Ihr Unternehmen zu übergeben. Neben dem Druckereiverkauf kann dies z.B. auch eine (teilweise) Schenkung sein. Bei der Auswahl des Nachfolgemodells sollten neben steuerlichen Überlegungen auch die emotionalen Aspekte der Beteiligten eine Rolle spielen. Denn ohne die Beachtung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Beteiligten kann ein Übergabeprozess schnell scheitern.

Weiterhin sollten eventuell anspruchsberechtigte Geschwister durch Vermögensübertragungen entsprechend abgefunden werden. Grundsätzlich gilt auch in der Druckindustrie, dass derjenige, der ein höheres Risiko schultert auch einen höheren Anteil an der Erbmasse bekommen sollte. Eine Unternehmensbewertung hilft dabei, den Firmenwert realistisch zu begründen und dessen Anteil am zu übergebenden Vermögen zu bestimmen.

Die Übertragung von gleich großen Unternehmensteilen auf alle Kinder bietet nicht nur bei Druckereien ein enormes Konfliktpotenzial und kann die Firma existenziell gefährden. Die aufgefächerte Eigentümerstruktur schränkt in der Folge die Entscheidungsfreiheit eines (Familien-)Geschäftsführers deutlich ein. Abgebende Unternehmer riskieren mit einer solchen - vermeintlich fairen Konstruktion - neben Streit unter den Nachfolgern einen erheblichen Vermögensschaden für sich und nachfolgende Generationen.

 

Fremdmanagement

Die mit dem tiefgreifenden Struktur- und Veränderungsprozess einhergehende Konsolidierung der Druckindustrie hat immer öfter zur Folge, dass sich in der Familie kein geeigneter Nachfolger findet. Wenn das Unternehmen im Familienbesitz verbleiben soll, muss rechtzeitig ein geeigneter Fremdgeschäftsführer gefunden und in das Unternehmen eingearbeitet werden. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und dauert üblicherweise mehrere Monate. Eine Stellenbeschreibung bzw. ein Anforderungsprofil an einen Fremdgeschäftsführer gehört im Übrigen in jeden unternehmerischen Notfallkoffer.  

 

Wann ist der Verkauf einer Druckerei ratsam?

Kommen sowohl eine familieninterne Nachfolge oder auch Fremdmanagement nicht in Frage, sollten Sie ernsthaft darüber nachdenken, Ihre Druckerei zu verkaufen. Auch diesen Fall sollten Sie gut und frühzeitig planen: Denn ein Unternehmensverkauf dauert durchschnittlich ein bis zwei Jahre.

Eine gründliche Vorbereitung eines Druckereiverkaufs zahlt sich dabei oft in der Höhe des zu realisierenden Preises aus. Ergänzend zu einer Unternehmensbewertung beantwortet ein ausführliches Exposé viele Fragen, die ein potentieller externer Unternehmensnachfolger zur Firma und dessen Marktposition sowie den Zahlen hat.

 

Welche Betriebe sind besonders attraktiv?

Attraktive Druckereien machen ihre Hausaufgaben: Denn diese Firmen verfügen über ein besonderes Alleinstellungsmerkmal. Dies kann Spezial-Know-how oder eine hohe Wertschöpfungstiefe oder -breite sein, mit dem sie erfolgreich Nischenmärkte besetzen. Viele Unternehmen sind auf der Suche nach Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad oder im Bereich neuer industrieller Prozesstechniken. Interessant sind auch Technologien, die Abläufe verschlanken, beschleunigen und kostengünstiger machen. Dies kombiniert mit einem breiten Kundenstamm ohne Abhängigkeiten von Einzelkunden erleichtert es, eine Druckerei zu verkaufen.

 

Fachkräftemangel wird zur Konjunkturbremse

Laut Bundesverband Druck und Medien beeinträchtigt der Fachkräftemangel in der Druckbranche trotz Konsolidierung schon heute mehr als 60 Prozent der Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit. Eine solide Mitarbeiterbasis kann also Druckereien zur Übernahme anderer Betriebe motivieren. Gerade die Mitarbeiter kleinerer Drucker sind jedoch oft vergleichsweise alt, so dass der geplanten Firmenverkauf erschwert wird. Vor dem Verkauf ihrer Druckerei sollten Firmenchefs alles daransetzen, den Mitarbeiterstamm gezielt zu verjüngen.

 

Unternehmermangel in Druckbranche deutlich spürbar

Die Köpfe familiengeführter mittelständischer Druckereien sind eher älter. Somit führt der Fachkräftemangel schon heute zu einem Unternehmermangel. Denn junge und gut ausgebildete Druckspezialisten arbeiten häufig lieber angestellt als unternehmerischen Ambitionen zu folgen. Auf den Fachkräftemangel der Branche folgt jetzt ein Unternehmermangel. Und dies erschwert es, eine Druckerei zu verkaufen.

 

Wer kauft eine Druckerei?

Nehmen Sie die folgenden Käufergruppen für den Verkauf einer Druckerei in den Blick:

  • Druckkonzerne: Große Druckunternehmen kommen aufgrund der Überkapazitäten der Branche als strategische Investoren eher seltener in Betracht. Für diese sind oftmals nur größere Druckereien ab einem Umsatz ab fünf oder zehn Millionen interessant.
  • Mittelständische Drucker: Gerade beim Verkauf kleinerer Druckereien lohnt die Ansprache etablierter Mittelständler. Schließlich erschließen diese Firmen über Zukäufe vergleichsweise einfach neue Kundengruppen, erweitern ihre Produktpalette oder technische Kompetenz. Infolgedessen suchen viele Mittelständler nachfolgend gezielt nach zum Verkauf stehenden Druckereien.
  • Finanzinvestoren: Private-Equity-Investoren oder Family-Offices sind ebenfalls auf der Suche nach zum Verkauf stehenden Druckereien. Diese Investoren halten häufig Anteile an Druckereien, die sie im Rahmen einer Buy-and-Build-Strategie schrittweise um kleinere Unternehmen ergänzen. Auch hier wird häufig nach Synergiepotenzialen, neuen Technologien oder Kundengruppen gesucht.
  • Management-Buy-Ins (MBIs): Gerade Druckereien mit einer Umsatzgröße zwischen zwei und fünf Millionen Euro sind für branchenerfahrene MBIs interessant. Aufgrund der Konsolidierung der Druckbranche schauen sich branchenerfahrene Interessenten die Unternehmen allerdings sehr genau an. Vor dem Hintergrund der starken Konsolidierung der Branche und des parallel einhergehenden Fachkräftemangels arbeiten viele dieser Kaufinteressenten eher als Angestellte weiter.   

 

Was erschwert es, eine Druckerei zu verkaufen?

Wesentlich für einen erfolgreichen Unternehmensverkauf sind nachhaltig erwirtschaftete Gewinne und ein zukunftsfähiges Geschäftskonzept mit klaren Alleinstellungsmerkmalen. Die folgenden Punkte erschweren jedoch den Verkauf von Druckereien:

  • Fehlende zweite Führungsebene: Branchenbeobachter erwarten gerade für kleinere und mittlere Druckunternehmen eine weitere Konsolidierung. Denn für Familienunternehmen mit Umsätzen im einstelligen Millionenbereich gilt es oft, eine weitere Herausforderung zu bewältigen. Die Strukturen dieser Unternehmen sind vielfach nur auf den Inhaber zugeschnitten. Vielen dieser Unternehmen fehlt schlicht eine zweite Führungsebene, die das Unternehmen ohne den Chef langfristig in Gang hält. Infolgedessen ist der Aufbau einer zweiten Führungsebene oder die Einstellung eines familienfremden Geschäftsführers anzuraten.
  • Hoher Altersdurchschnitt von Mitarbeitern und Maschinen: Abhängigkeiten zu wenigen Großkunden, ein überalterter Maschinenpark oder ein höherer Altersdurchschnitt der Belegschaft erschweren den Verkauf einer Druckerei zusätzlich.
  • Geografische Lage beeinflusst Investition: Gerade beim Verkauf kleiner und mittlerer Unternehmen stellen wir fest, dass die geografische Lage für Übernehmer eine große Rolle spielt. Größere Investoren suchen oft nach verkehrsgünstig gelegenen Standorten. Idealerweise liegen diese in der Nähe von Ballungsräumen. Ungünstige Rand-, Grenz- und Insellagen wirken sich schnell auf den Projekterfolg oder den erzielbaren Kaufpreis aus. Oftmals kommen hier MBIs zum Zug, die eine besondere persönliche Beziehung zu der Region haben. Denn für MBIs spielt die geografische Lage des Unternehmens eine noch größere Rolle. Schließlich wollen die wenigsten Einzelinteressenten gemeinsam mit ihrer Familie für einen Unternehmenskauf umziehen, so dass nur maximal eine Stunde Fahrzeit realistisch ist. 
  • Ungenügend vorbereiteter Transaktionsprozess: Eine gute Vorbereitung des Übergabeprozess zahlt sich für den Verkäufer immer aus. Denn Kaufinteressenten erwarten vor einem Erstgespräch aussagekräftige Unterlagen, die das Geschäftsmodell und ein belastbares und vor allem bereinigtes Zahlenwerk darstellt.