Gründung und Nachfolge

Wahre Werte unter COVID-19 Bedingungen

Was ist der wahre Wert eines Unternehmens unter den derzeitigen Rahmenbedingungen? Welche Rolle spielt die aktuelle Krise bei der Unternehmensbewertung und damit verbundenen unternehmerischen Entscheidungen?

Gerade jetzt und vor allem zum Jahreswechsel entscheiden sich viele Unternehmer über den Fortgang ihres Unternehmens. Aus verschiedenen Anlässen ergibt sich der Grund für eine Unternehmensbewertung oder sogar den Verkauf des Unternehmens. Besonders häufig auch, weil immer weniger Nachfolger aus der eigenen Familie stammen. Aber ist es in der aktuellen Pandemiesituation sinnvoll, unternehmerische Entscheidungen mit Tragweite zu treffen? Gibt es aktuell Käufer für ein Unternehmen, die auch einen angemessenen Preis bezahlen? Und was ist zu beachten, damit der Verkauf zu einem fairen Preis erfolgt?

 

Die Bedeutung des Unternehmenswertes

Eine der wichtigsten Fragen, die sich Unternehmer vor Einleitung eines Nachfolge- oder Verkaufsprozesses stellen, ist die nach dem Wert des Unternehmens. Hier herrscht großer Aufklärungsbedarf, weil diese Frage nicht einfach zu beantworten ist. Es sind einige Vorarbeiten nötig, die aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen besonders anzupassen sind. Es handelt sich aber um Aufwand, der sich lohnt. Denn eine gute, nachvollziehbare Unternehmensbewertung hat herausragende Bedeutung für einen erfolgreichen Nachfolge- oder Verkaufsprozess. Auch können auf Basis einer soliden Bewertung schwierige Diskussionen und Verhandlungssituationen gemeistert werden. Das gilt gerade auch im Rahmen von familien- oder erbrechtlichen Situationen, wenn das Bewertungsgesetz (BeWG - vereinfachtes Ertragswertverfahren) zum Tragen kommt.

 

Der Nutzen einer fundierten Bewertung

Der Mehrwert einer professionellen Bewertung hängt u. a. vom Anlass ab. Die Unternehmensbewertung, ob in Kurzform oder als ausführliches Gutachten, erhöht immer die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Abschluss zum Beispiel im Rahmen des (Verkaufs)prozesses. Sie sichert einen optimalen Preis. Dieser lässt sich auch in COVID- 19-Zeiten durch eine fundierte, differenzierte Betrachtung der Situation erzielen. Bei der Frage, ob sich eine kostspielige Bewertung überhaupt lohnt, sollte sich der Unternehmer die Gegenfrage stellen: Was sind gerade jetzt die Konsequenzen, wenn ich ohne eine Vorstellung vom Wert meines Unternehmens ins Rennen gehe? Kann ich es mir leisten, Entscheidungen unter Umständen um Jahre zu verschieben und was riskiere ich? Aktuell ist es deshalb besonders wichtig, gut vorbereitet zu sein, dringen doch viele Kaufinteressenten auf den Markt, die den Moment der Krise für sich nutzen wollen.

 

Der richtige Ansatz

Der Anlass und Zweck der Bewertung sowie die individuelle Situation des Unternehmens entscheiden über die Wahl der Methode. Grundsätzlich hat sich auch bei kleinen und mittleren Unternehmen das Ertragswertverfahren durchgesetzt, denn ein potenzieller Käufer kauft zukünftige Gewinne. Bei ertragsschwachen Unternehmen spielt hingegen der Substanzwert eine wichtige Rolle. Der besonderen Schwierigkeit der Bewertung in der „Sondersituation COVID 19“ begegnet man mit verschiedenen Szenarien, die in der Bewertung betrachtet und nachvollziehbar aufbereitet werden.

 

Besonderheiten bei KMU

Bei KMU sind ohnehin meist Besonderheiten zu würdigen z.B. die Abhängigkeit vom Inhaber, von einem großen Kunden oder Lieferanten sowie die Verzahnung mit der Privatsphäre des Eigentümers. Diese Abhängigkeiten sind in die Bewertung einzubeziehen. Sie sind zu hinterfragen und haben Einfluss auf den Unternehmenswert. Mit der aktuellen Pandemiesituation kommt eine weitere Herausforderung hinzu, die - je nach Marktsituation, in der sich das Unternehmen befindet - einen mehr oder weniger großen Einfluss auf den Unternehmenswert haben wird. Wertkritisch und schwierig ist hierbei die Einschätzung der Dauer der negativen Einflüsse in der kurz- bis mittelfristigen Betrachtung; sie kann je nach Branche und Geschäftsmodell sehr unterschiedlich sein und führt je nach Grad der Betroffenheit einer Branche zu Risikozu- oder abschlägen.

 

Fazit

Es empfiehlt sich auch in der jetzigen Zeit, wichtige unternehmerische Entscheidungen wie z.B. die eigene Unternehmensnachfolge nicht aufzuschieben. Da die Unternehmensbewertung und eine damit verbundene Kaufpreisfindung immer eine Langfristbetrachtung ist, wird das Thema COVID 19 jetzt und auch noch in mehreren Jahren Teil des „wahren Wertes“ sein. Es gilt sich zu positionieren, sich vorzubereiten und die unterschiedlichen Einflüsse nachvollziehbar in der Bewertung zu berücksichtigen.