Ist Digitalisierung Chefsache?
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tragen einen großen Teil zur deutschen Wirtschaftsleistung bei. Sie stellen eine hohe Anzahl an Arbeitsplätzen und stehen in der Verantwortung, diese auch in der Zukunft zu erhalten – trotz des digitalen Wandels.
Obwohl die Wirtschaftskraft und die Anzahl der Beschäftigten es vermuten lassen könnten, kann kein direkter Vergleich zwischen Großunternehmen und KMU gezogen werden – zu groß sind die monetären Differenzen. Eines ist jedoch Fakt: Digitalisierung kostet Geld, und zwar jeden. Um Missverständnissen bezüglich der Begrifflichkeiten vorzubeugen, muss zunächst geklärt werden, was mit Digitalisierung gemeint ist, denn: Digitalisierung ist ungleich der digitalen Transformation. Die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung ist die Vernetzung von Maschinen, Menschen, Geräten, Häuser usw.
Die Digitalisierung umfasst die Unterstützung bereits bestehender Prozesse, Vorgänge und Aktivitäten z. B. eines Unternehmens durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Sie bildet wiederum die technische Grundvoraussetzung für die digitale Transformation. Im Rahmen der digitalen Transformation tragen Technologien wie Cloud-Computing, Internet of Things oder Big Data-Analysen dazu bei, dass sich die Wertschöpfung eines Unternehmens radikal verändert. Das Mittelstandspanel des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) vom ersten Quartal 2016 zeigt die aktuelle Situation bezüglich der Digitalisierungsvorhaben in den deutschen KMU. Im Rahmen der Umfrage bezeichneten sich lediglich drei von zehn Unternehmen selbst als hochgradig digitalisiert. Ein digitalisierter Produktionsbereich bzw. Shopfloor ist nur bei jedem fünften Unternehmen zu finden. Die meisten der Firmen mit einem digitalen Shopfloor sind stark auf den Export ausgerichtet.
Unsere empirischen Erfahrungen decken sich mit den Aussagen des Mittelstandspanels. Die IT-Infrastruktur und -Systemlandschaft der KMU ist historisch gewachsen. Ein funktionales ERP-System ist in der Regel bei allen KMU vorzufinden, auch wenn dieses meist schon in die Jahre gekommen ist. Bei manchen KMU sind im Laufe der Zeit zusätzliche Applikationen wie BDE-/MDE-, Werkzeugverwaltungs-, Qualitätssicherungs-, Leitstands-, Wartungs- oder MES-Systeme hinzugekommen. Erfahrungsgemäß ist die Anbindung weiterer Systeme an das ERP-System immer mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden.
Mit steigendem Grad der Digitalisierung steigt auch die Anforderung an die Systeme wie ERP und Co. Das heißt, dass auf einen Großteil der KMU erhebliche Investitionen in Soft- und Hardware zukommen.
Dieser Fachartikel erschien ursprünglich im Magazin "Wirtschaft&Ethik", Ausgabe 1/2016.
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