Die europäische Beratungswirtschaft ist nach einer längeren Phase der Stagnation wieder auf Wachstumskurs. Die aktuelle Marktstudie des europäischen Dachverbands FEACO verzeichnet positive und stetig zunehmende Wachstumsraten: Plus 3,8 Prozent im Jahr 2013, Plus 5,2 Prozent 2014 und Plus 6,6 Prozent im Jahr 2015. Die erfreuliche Entwicklung wurde allerdings maßgeblich durch die beiden größten Beratungsmärkte, Deutschland und Großbritannien, geprägt. Wie werden sich nach dem angekündigten Austritt der Briten aus der EU die „Spielregeln“ verändern? Die Erlesen-Redaktion hat sieben europäische Beraterverbände um ihre Einschätzung gebeten.
Die MCA legt einen Aktionsplan vor
Der britische Beraterverband MCA hatte sich – wie auch der größte Teil der britischen Wirtschaft – vor dem Referendum gegen einen Brexit ausgesprochen und will sich zu den Auswirkungen noch nicht äußern. Man sieht sich aber als Schlüsselindustrie in diesem Kontext und hat schon einen verbandsinternen Aktionsplan erarbeitet.
Unter anderem strebt die MCA eine enge Zusammenarbeit mit der britischen Regierung an, um den künftigen wirtschaftpolitischen Kurs mitzugestalten. Ein vitales Interesse der Consultingindustrie und der Wirtschaft sei es, den Zugang zum EU-Personalmarkt und die Zollfreiheit von Beratungsleistungen möglichst zu erhalten, heißt es in dem Papier. Unter anderem will die MCA die Regierung dabei unterstützen, die Qualität der heimischen Ausbildung zu verbessern und einen Produktivitätszuwachs, gestützt von digitalen Technologien, zu erzielen. Da auch Märkte außerhalb der EU bedeutsamer werden, sollen MCA-Vertreter in den Handelsdelegationen platziert werden.
Die MCA-Mitgliedsunternehmen suchen zudem den Schulterschluss mit der britischen Wirtschaft. Es wurde ein Thinktank ins Leben gerufen, der eine Konzeption für die Wirtschaftsstrategie und Lösungsansätze entwickeln soll. Die Berater wollen in engem Austausch mit den Endkunden die Auswirkungen des Brexit auf die Wirtschaft beobachten und regelmäßig Handlungsempfehlungen erarbeiten. Vierteljährlich erhalten die Mitgliedsunternehmen einen Report darüber. Außerdem startet der Verband eine Reihe von Veranstaltungen für seine Mitglieder, die der Information und dem Erfahrungsaustausch dienen sollen.
Geringe Auswirkungen des Brexit auf die nationalen Beratungsmärkte
Weitere Stimmen aus europäischen Beraterverbänden sind sich darin einig, dass sich ein Brexit gar nicht oder kaum auf ihre nationalen Beratungsmärkte auswirken wird. Wenn überhaupt, würden Folgen indirekt und zeitversetzt spürbar werden, räumt der slowenische Beraterverband AMCOS, ein. Allerdings seien eher die größeren Beratungsunternehmen betroffen. Diese spielten bereits verschiedene Szenarien durch.
Der norwegische Beratungsmarkt sieht sich eher autonom aufgestellt. Daher werde über den Brexit auch kaum gesprochen. Klienten und Berater beschäftigten sich mit anderen Themen, teilt der norwegische Beraterverband VIRKE mit: die digitale Transformation, Öl und Gas sowie Technologie und Consulting.
Auch die spanischen Berater befassen sich eher mit lokalen Projekten sowie Fragen zum Personalmarkt und seien von einem Brexit kaum betroffen, schreibt die AEC.
Der österreichische Beratungsverband UBIT geht davon aus, das der Brexit für die österreichische Gesamtwirtschaft volkswirtschaftlich spürbar, aber nicht dramatisch sein wird. Betroffen seien einzelne Unternehmen und mit dem Vereinigten Königreich verflochtene Handelspartner wie z. B. österreichische Zulieferer der deutschen Automobilindustrie.
Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer?
Die durch einen Brexit ausgelösten Veränderungsprozesse eröffnen aus Sicht der Beraterverbände für einige Beratungsunternehmen Geschäftschancen in bestimmten Feldern.
Generell profitiere die Management Consulting Industrie von „troubled waters“ meinen die spanischen Berater und heben folgende Bereiche hervor: Machbarkeitsstudien, Verlagerungs-Modelle, Steuern und Recht, Datensicherheit und M&A.
Einen positiven Effekt hätten Consultants zu erwarten, die Finanzdienstleister beraten, vermutet der Schweizer Beraterverband ASCO.
Der norwegische Beraterverband geht davon aus, dass Beratungsunternehmen und Klienten, die nach UK oder in die EU exportieren, von dem Geschäft profitieren, das wegen der Veränderungen entsteht, z. B. Risikomanagement und Regulatorische Veränderungen. Es könnte allerdings sein, dass diese andere Beratungsleistungen in den Hintergrund drängen, weil sich die Bedarfe einiger Klienten eine Zeitlang verlagerten.
Aus der Sicht des slowenischen Beratungsverbands werden große und mittelgroße Beratungsgesellschaften, die mit britischen Partnern zusammenarbeiten, in zweifacher Weise betroffen sein. Im positiven Sinne durch Restrukturierungs- und Reorganisations-Projekte, die in diesen Unternehmen anfallen, inklusive der Eröffnung neuer Standorte sowie Veränderungen in den Export-Aktivitäten. Aber auch negativ durch das Absinken der Geschäftsaktivitäten mit Großbritannien und geringere Einkünfte, welche die Nachfrage nach Beratungsleistungen ebenfalls sinken lässt. Zu den Gewinnern würden diejenigen gehören, die sich vorbereitet und rechtzeitig vor allem mit der Einschätzung und Steuerung der Risiken und den Wechselkursunsicherheiten auseinandergesetzt hätten.
Auswirkungen auf den europäischen Beratungsmarkt sind noch nicht abzusehen
Die befragten Beraterverbände sind sich weitgehend einig, dass ein Ausblick auf die Entwicklung des gesamteuropäischen Beratungsmarktes nach einem Brexit schwierig ist, da noch keine Vereinbarungen zwischen der EU-Kommission und der britischen Regierung vorliegen.
Die slowenischen Berater gehen aber davon aus, dass die Folgen weniger radikal ausfallen als unmittelbar nach dem Referendum vermutet wurde. Es sei etwas weniger Wettbewerb innerhalb der EU zu erwarten, aber vermutlich ohne große Auswirkungen auf die individuellen Märkte. Smarte Berater profitierten von den EU-Förderprogrammen.
Die Norweger gehen nicht von einem Einbruch im gesamteuropäischen Beratungsmarkt aus. Sie zeichnen folgendes Szenario: Vor allem die größeren globalen Beratungsunternehmen werden von zusätzlichem Geschäft durch den Brexit profitieren. Sie werden auch ihren Zugriff auf den norwegischen Markt verstärken. Die kleineren lokalen Boutiquen bleiben aufgrund ihrer Spezialisierung auf bestimmte Leistungen und Industrien stabil in ihrem Geschäft und in ihren engen Beziehungen zu ihren Klienten. Mittelständische Beratungsunternehmen werden hingegen an Boden verlieren.
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